(COMPUTERWELT 05|17) Alfred Gunsch, WKO-Berufsgruppensprecher aller Tiroler IT-Firmen, sieht die IT-Betriebe des Bundeslandes in Sachen Digitalisierung sehr gut aufgestellt und teilt dieses Knowhow gerne auch mit anderen Branchen.
Wie beurteilen Sie die Tiroler IT-Landschaft?
Gunsch: Die Tiroler IT-Wirtschaft boomt. Die Leis- tungsbreite und Qualität der heimischen IT- Produkte ist herausragend und besticht auch im internationalen Vergleich. Als Standort für zukunftsweisende Bildungs- und For- schungseinrichtungen ist Tirol auch Ge- burtsstätte vieler engagierter und aufstreben- der IT-Unternehmen, die mit der Entwicklung von Schlüsseltechnologien Innovationen voran treiben. Insbesondere für andere heimische Branchen ist die Tiroler IT-Wirt- schaft damit entscheidender Wirtschaftsmo- tor. Auf diese Weise treiben wir die Digitali- sierung Tirols voran.
ist die von der EU geforderte Datenschutz- Grundverordnung (DSVGO) eine große Heraus- forderung für die tiroler IT-Unternehmen?
Gunsch: Für die Tiroler IT-Betriebe ist das keine Herausforderung, weil wir ja die Kerndigitalisierer sind. Wir wurden vor 20 Jahren schon digitalisiert. Das Problem stellt sich eher für die anderen Wirtschaftsbetriebe, wo manche, wie Buchhändler oder Taxifahrer, schon sehr betroffen sind, andere noch weniger. Ich habe vor drei Monaten erstmals in den USA bei einem Pizza-Bot bestellt, dh über Telefon bei einem Roboter meine Bestellung abgegeben. Nur wer es vorher weiß, bemerkt, dass hier kein Mensch, sondern ein Computer am Telefon ist. Was würde das bedeuten, wenn dieser Bot bereits morgen eine Vorwahl von Kitzbühel oder Innsbruck hat und sich einen lokalen Pizzabäcker
sucht, um eine Pizza zuzustellen? Da spüre ich nicht, dass sich diverse Branchen auf ge- wisse Sachen vorbereiten.
Wie kann man diesen Unternehmen helfen?
Gunsch: Hier müssen sich die Unternehmer ein wenig aus ihrem Tagesgeschäft zurücknehmen, um herauszufinden, wie sehr sie betroffen sind. Ein Beispiel: Jeder hat ein Bankkonto, wo etwa bei der Miete, die monatlich mit gleichbleibendem Betrag abgebucht wird, automatisch nachgefragt wird, ob sie kategorisiert werden soll. Da müssen doch bei jedem Steuerberater sämtliche Alarmglocken läuten. Wenn das schon jetzt bei jedem Privatanwender auf einem beliebigen Online-Konto funktioniert, wer ist dann der Buchhalter der Zukunft? Viele sehen noch nicht, dass ihnen das Geschäft wegbricht.
Zurück zur it: Wie unterstützt UBIT die Tiroler IT-Unternehmen?
Gunsch: Digitalisierung beginnt bei den Tiroler Unternehmerinnen und Unternehmern, die ihre Geschäftsmodelle hinterfragen, modifizieren und dann mithilfe der IT realisieren. Dazu gibt es eine tolle Unterstützung – auch durch verschiedene Förderungen – bei der Serviceabteilung der Wirtschaftskammer Tirol. Die Digitalisierung kommt nun auch im Handwerk, im Handel, im Tourismus an und bringt neue Geschäftsmodelle hervor. IT ist kein Kostenfaktor mehr, sondern ist schon längst ein Wettbewerbsfaktor geworden. Richtig eingesetzte elektronischen Helfer – von Laptops und Servern über Software bis hin zu Netzwerk und Telefonie – bringen mehr als sie kosten. Unsere Tiroler Informationstechnologen schaffen bedarfsgerechte Verfügbarkeit dieser Dienste und Geräte, IT-Security-Experten minimieren Risiken und Datenverluste. Unser Arbeitskreis »Kooperation und Vertrieb« ersetzt am Markt die kritische Größe, die viele Tiroler IT-Unternehmen nicht erreichen. Gemeinsame Schulungen und Vernetzung schaffen Vertrauen.
Sie haben Förderungen erwähnt. Können Sie das konkretisieren?
Gunsch: Unsere Landesregierung hat eine Internet- Förderung beschlossen, die Breitband auch in die hintersten Täler gebracht hat, damit die Kluft zwischen Stadt und Land nicht noch größer wird. Da sind alle Unternehmer Nutznießer, weil es jetzt auch in entfernten Tälern Datenraten von 10 bis 30 Mbit pro Sekunde gibt, was bisher nicht möglich war. Mittlerweile bringen Seilbahnunternehmen Glasfaserkabel auf die höchsten Gipfel. Die Landesförderung von 50 Millionen Euro bis 2018 unterstützt Gemeinden und Betriebe. Darüber hinaus gibt es weitere Förderungen des Bundes, wie beispielsweise ab Herbst
KMU.digital sowie Förderungen und Zu- schüsse des Landes Tirol.
Was tut die UBit bezüglich Wissensvermittlung und Ausbildung?
Gunsch: Durch viele Veranstaltungen im ganzen Land, unseren Newsletter, den Blog it-tirol.at und den Facebook-Auftritt halten wir als Berufsgruppe Kontakt mit unseren Mitgliedsbetrieben. So kommunizieren wir den Nutzen für jedes einzelne Unternehmen. Die IT in der Wirtschaftskammer Tirol verfolgt neben dem Kontakt zu allen 1.800 Mitgliedsbe- trieben vor allem zwei Ausbildungsschwerpunkte: Zum Einen ist das Aus- und Weiter- bildung mit aktuellem Schwerpunkt auf Lehrlingsauswahl und zum Anderen Unterstützung der Lehrbetriebe, zum Beispiel durch die neue Sommerakademie. |Kdl